Polizeigefängnis Keibelstraße als Erinnerungsort ausbauen
Was vielleicht nicht so viele wissen, ist, dass in der Keibelstraße gerade junge Menschen erstmals die brutale Repression des Staates zu spüren bekamen. Subkulturen wie Punkbeats und HipHop-Bewegung waren stark von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geprägt, die darin einen Ausbruch aus der starren DDR-Gesellschaft fanden. Ihnen wurde subversives und staatszersetzendes Verhalten unterstellt, und sie erfuhren eine enge Überwachung und Schikane durch die Organe der DDR. Kurze Haftstrafen in Polizeigefängnissen waren eine gängige Methode, die zur Abschreckung gegen unangepasste Jugendliche angewendet wurden. Subkulturelle Kleidung, unter der Hand produzierte Musikkassetten konnten schon den Anlass dazu liefern, verhaftet zu werden.
Vielen Dank, Herr Präsident! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Kollegen haben schon ausgeführt, warum wir eine Weiterentwicklung der Gedenkkultur und der Gedenkorte in Berlin brauchen, und sie haben auch schon dargelegt, warum die Keibelstraße dafür genau der richtige Ort ist. Ich möchte diesen Ausführungen noch einen Aspekt hinzufügen, denn ich bin der Überzeugung, dass dieser Ort die besondere Eignung hat, jungen Menschen die Repressionen in der DDR nahezubringen und erfahrbar zu machen. Sie wissen alle, dass das zentrale Untersuchungsgefängnis der DDR-Volkspolizei in der Keibelstraße war. Was vielleicht nicht so viele wissen, ist, dass hier gerade junge Menschen erstmals die brutale Repression des Staates zu spüren bekamen. Subkulturen wie Punk, Beat- und HipHop-Bewegung waren stark von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geprägt, die darin einen Ausbruch aus der starren DDR-Gesellschaft fanden. Ihnen wurde subversives und staatszersetzendes Verhalten unterstellt, und sie erfuhren eine enge Überwachung und Schikane durch die Organe der DDR. Kurze Haftstrafen in Polizeigefängnissen waren eine gängige Methode, die zur Abschreckung gegen unangepasste Jugendliche angewendet wurden.
Subkulturelle Kleidung, unter der Hand produzierte Musikkassetten konnten schon den Anlass dazu liefern, verhaftet zu werden. Manchmal reichte sogar noch weniger, wie ein Vorfall aus dem Jahr 1969 anschaulich verdeutlicht. Damals
erfasste ein Gerücht die Berliner Jugend: Die Rolling Stones würden an einem Abend im Oktober auf dem Dach des Axel-Springer-Gebäudes spielen. Etliche Jugendliche machten sich also auf den Weg, um in der Nähe der Berliner Mauer dem Konzert lauschen zu können. Die Rolling Stones spielten nicht, stattdessen brachte das Gerücht viele Jugendliche in die Keibelstraße ins Gefängnis. Der damals 16-jährige Eckhard Mann zum Beispiel saß 24 Monate in dem Polizeigefängnis ein, nachdem er an dem fatalen Abend: „Freiheit! Freiheit!“ gerufen haben soll. Er ist einer von Hunderten Jugendlichen, die ihre Liebe zur Rockmusik an diesem Abend mit einer Freiheitsstrafe in der Keibelstraße bezahlten.
Der Lernort Keibelstraße hat deswegen einen direkten Bezug zur Lebensrealität von Jugendlichen in der DDR und dazu, wie sie unterdrückt wurden, weil sie anders dachten und anders lebten. Der Ort erinnert daran, dass Freiheit und Individualität keine Selbstverständlichkeit sind, sondern dass sie erkämpft und verteidigt werden müssen. Die Keibelstraße ist auch ein Mahnmal dafür, wie staatliche Macht missbraucht werden kann und wie wichtig eine kritische Auseinandersetzung mit staatlichen Institutionen der Repression ist. Das halte ich für immens wichtig, auch in der heutigen Demokratiebildung. Aber die Geschichte der Keibelstraße ist auch eine Geschichte der Courage, denn trotz der Repressionen gab es immer wieder Menschen, die Widerstand leisteten, die ihre Stimme erhoben und für ihre Überzeugungen einstanden, und auch diesen Mut gilt es an diesem Ort zu würdigen.
Ich bin sehr froh, dass es uns hier gelungen ist, ein deutliches, parteiübergreifendes Signal der demokratischen Fraktionen zu setzen und wir uns einig sind, dass die Keibelstraße ausreichend finanziert werden muss und es auch an uns liegt, das voranzutreiben. Wir brauchen diese Gedenk-, Forschungs- und Lernorte, die uns daran erinnern, dass Freiheit und Gerechtigkeit stets verteidigt werden müssen und wir aus der Geschichte lernen können, um eine bessere Zukunft zu gestalten. – Herzlichen
Dank!