Ausbildung trotz Coronakrise sicherstellen

Franziska Brychcy

60. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin, 04. Juni 2020

Zu Ausbildung trotz Corona sicherstellen! (Priorität der Fraktion der FDP)

Franziska Brychcy (LINKE):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Frau Dr. Jasper-Winter! Ich finde es sehr gut, dass Sie als FDP-Fraktion wieder einmal die berufliche Bildung heute als Priorität angemeldet haben. Das ist toll. Schon vor der Coronakrise hatten junge Menschen in Berlin deutschlandweit die schlechtesten Chancen, einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu erhalten. Nun haben aktuelle Umfragen der Kammern ein möglichen Rückgang des Ausbildungsengagements zwischen zehn und 40 Prozent je nach Branche zum neuen Ausbildungsjahr prognostiziert. Besonders betroffen sind die Branchen Tourismus, Gastgewerbe, Hotellerie, Kreativwirtschaft und personenbezogene Dienstleistung.

Angesichts dessen müssen wir uns natürlich die Frage stellen, wie wir den jungen Menschen in Berlin trotz Krise den Zugang zu einem Ausbildungsplatz garantieren können. Klar ist, ohne die Betriebe geht es bei der dualen Ausbildung gar nicht. Die brauchen wir auch für alle Überbrückungsmodelle, die wir haben. Und die haben wir, zum Beispiel die außerbetriebliche Ausbildung, wo 200 von 500 Plätzen aktuell belegt sind und die Senatorin Breitenbach heute ausgeführt hat, dass bis zu 1 000 Plätze möglich wären. Wir haben die Richtlinienförderung für Betriebe ausgeweitet, schulische Ausbildungsplätze. Da gibt es jetzt 1 200 Plätze, die vorgehalten werden von SenBJF. Wir haben die Verbundausbildung. Wir haben das Berliner Ausbildungsmodell. Aber egal was, wir brauchen die Betriebe für den dualen Anteil auch in diesen Modellen. Die Landesunternehmen und der öffentliche Dienst müssen mit gutem Beispiel vorangehen und gerade in der Krise über Bedarf ausbilden.

Sie fordern in ihrem Antrag digitale Prüfung. Die Kammern haben sich gerade bemüht, alle Abschlussprüfungen unter Coronabedingungen bis zum Sommer stattfinden zu lassen. Deshalb gibt es für die Distanzprüfung nicht wirklich den Bedarf, und es gibt auch rechtliche Probleme. Die Stärkung des digitalen Unterrichts an den OSZ ist uns auch ein zentrales Anliegen. Darüber haben wir auch schon diskutiert, Breitbandleitungen, WLAN, IT-Admins, Laptops für alle Schülerinnen und Schüler als Lernmittel. Sie schlagen hier eine Onlinetoolbox für Lehrkräfte vor. Darüber können wir gern diskutieren. Aber uns sind auch diese Grundvoraussetzungen wichtig, dass wir die erst einmal schaffen.

Die Jugendberufsagentur fährt jetzt die Präsenzberatung hoch. Das sagte Herr Buchner auch. Wir haben gute digitale Angebote, zum Beispiel von seiDUAL. Die BSO-Teams sind an den Schulen im Einsatz, HWK und IHK bieten die Ausbildungsberatung an. Zum Punkt zusätzlicher Berufsschulstart für Februar: Die organisatorische Größe sind einfach auch die Lehrkräfte, die dort begrenzend eintreten. Man kann das nicht generell beantworten, sondern nur für den Einzelfall.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Ihre Punkte derzeit schon umgesetzt werden oder aber ein, zwei Punkte sehr schwer umgesetzt werden können. Was uns eint, ist das Ziel, dass wir allen jungen ausbildungsinteressierten Menschen auch in der Krise ein hochwertiges, möglichst duales Ausbildungsangebot machen wollen. Das muss uns gemeinsam gelingen. – Danke schön!

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