Das neue Schuljahr schreit nach Lösungen

„Keine Denkverbote“ – mit diesem Slogan startete CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch Ende April in ihre Amtszeit. Eine ihrer ersten Amtshandlungen bestand in der Abschaffung der sogenannten „Einstellungskorridore“, die ihre SPD-Vorgängerin zur gerechteren Verteilung neu eingestellter Lehrkräfte eingerichtet hatte. Ein tatsächliches Konzept jedoch, wie der neue Senat den eklatanten Lehrkräftemangel an Berliner Schulen bekämpfen will, fehlt nach wie vor. Zum Schuljahr 2023/24 konnten ca. 1.500 Lehrkräftestellen nicht besetzt werden.

 

Zu dieser und den anderen zentralen Herausforderungen des neuen Schuljahrs erklärt Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus:

 

„Der Senat muss dafür sorgen, dass neu eingestellte Lehrkräfte gerecht auf die Schulen verteilt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wir haben Grundschulen, die mit gerade einmal 70 Prozent Personal ausgestattet sind, während einige Gymnasien sogar über eine Personalausstattung von über 100 Prozent verfügen. Bildungsgerechtigkeit interessiert die neue Koalition augenscheinlich nicht. Dabei wäre die Lösung einfach: Wir müssen die bestehenden Castingverfahren abschaffen und die neuen, gut ausgebildeten Lehrkräfte an den Schulen mit dem größten Personalmangel einstellen.

Dem Vernehmen nach wird Berlin auch zukünftig nicht bedarfsdeckend ausbilden. Offenbar wurden in den Hochschulvertragsverhandlungen nur 2.500 Lehramtsabsolvent*innen pro Jahr mit den Hochschulen vereinbart, obwohl mindestens 3.000 nötig wären, um den Lehrkräftebedarf ansatzweise zu decken. Für das Erreichen dieses Ziels soll noch nicht einmal eine konkrete Jahreszahl festgesetzt worden sein. Dabei muss das Land Berlin angesichts des eklatanten Mangels so schnell wie möglich bedarfsdeckend ausbilden. Dafür braucht es ganz konkrete Vorgaben.

Nach wie vor fehlen zudem ca. 25.000 Schulplätze. Vor diesem Hintergrund ist es gut, wenn der Senat im Haushaltsentwurf mehr Geld für den Schulbau bereitstellt - nur ist angesichts sogenannter Pauschaler Minderausgaben von einer Milliarde Euro allein für Baumaßnahmen völlig unklar, was davon tatsächlich ausgegeben werden kann. Auch den Plan, im Rahmen sogenannter ÖPPs private Investoren in den Schulbau einzubeziehen, lehnen wir als Linksfraktion vehement ab. Statt den Schulbau zu privatisieren und sich damit von Investoren abhängig zu machen, gilt es die von Rot-Rot-Grün initiierte Schulbauoffensive und damit das bundesweit größte Infrastrukturprojekt finanziell und strukturell zu stärken, zum Beispiel durch Verdoppelung der Planungs- und Baukapazitäten bei der landeseigenen HOWOGE, um noch schneller bauen und sanieren zu können.“