Schutz statt Stigma: Berlin braucht sichere Räume für Sexarbeitende
Gemeinsame Pressemitteilung der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus
Schutz statt Stigma: Berlin braucht sichere Räume für Sexarbeitende
Zum 50. Internationalen Hurentag am 2. Juni fordern die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin in einem gemeinsamen Antrag dringende Verbesserungen für Sexarbeitende in Berlin.
Am 2. Juni 1975 besetzten Sexarbeiter*innen in Lyon die Saint-Nizier Kirche, um ihre Situation sichtbar zu machen und gegen die zunehmende Kriminalisierung ihrer Arbeit zu protestieren. Dieser achttägige Streik ist ein historischer Wendepunkt für die europäische Hurenbewegung. Auch heute gibt es genügend Gründe für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung, somit auch die freie Berufswahl, einzustehen und Arbeitsrechte zu verteidigen.
Dazu sagt Bahar Haghanipour, Sprecherin für Frauenpolitik und Gleichstellung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin:
„Wann ist endlich Schluss mit der Stigmatisierung von Sexarbeitenden? Der Senat muss die Handlungsempfehlungen des Runden Tisches Sexarbeit umsetzen. Wir erwarten von Schwarz-Rot konkrete Schritte für Schutz vor Gewalt, Teilhabe und gesundheitliche Versorgung. Im Mittelpunkt stehen für uns schutzbedürftige Gruppen wie trans*, nicht-binäre und drogengebrauchende Sexarbeitende. Wir fordern u.a. ein offenes Nachtcafé, einen dauerhaften Drogenkonsumraum und mehr Fachberatungsstellen für psychologische Betreuung und Gesundheitsversorgung.“
Hierzu erklärt Ines Schmidt, frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin:
„Sexarbeitende haben es nicht einfach in unserer Gesellschaft. Sie werden abgewertet, angegriffen, arbeiten häufig prekäre und sind sozial schlecht abgesichert. Unter Rot-Rot-Grün haben wir uns dieser Aufgabe gestellt und geschaut, wie die Arbeitsbedingungen verbessert werden könnten. Die Handlungsempfehlungen des Runden Tisches Sexarbeit sowie die enge Zusammenarbeit zwischen den Bezirken muss unbedingt fortgesetzt werden. Es ist wichtig, dass Sexarbeitende und deren Selbstorganisationen auch bei der bevorstehenden Evaluierung des Prostituiertenschutzgesetzes auf Landesebene mitreden können. Sie sind von den Regeln betroffen, sie müssen mitarbeiten und ihre Erfahrungen einbringen. Im Kurfürstenkiez braucht es sichere und hygienische Verrichtungsorte für Straßensexarbeitende, die aufgestellten Eco-Toiletten sind als Verrichtungsort nicht hinnehmbar. Die zunehmende Gewalt gegen Sexarbeitende ist erschreckend, es braucht dringend mehr Schutzmaßnahmen auf Berlins Straßen für sie. Die Koalition sollte schnell ins Handeln kommen!“
Gemeinsamer Antrag der Abgeordneten Bahar Haghanipour (Bündnis 90/Die Grünen) und Ines Schmidt (Linksfraktion): https://www.parlament-berlin.de/ados/19/IIIPlen//vorgang/d19-2327.pdf