Vorgänge rund um die Planungen für den Molkenmarkt werfen Fragen zu Aussagen des Senats und zu Fachlichkeit auf!

Katalin Gennburg
StadtentwicklungKatalin GennburgDie Linke im Abgeordnetenhaus

Das Werkstattverfahren zur Entwicklung des Molkenmarkts ist am Dienstag wider Erwarten nicht zu einem Ergebnis gekommen und ergänzend dazu werfen auch die gegenteiligen Aussagen der Senatsverwaltung zur Mitbestimmung des Abgeordnetenhauses große Fragen auf.

Wie der Tagesspiegel berichtete, ist der Ausgang der gestrigen Jurysitzung auf „unüberbrückbare Gräben“ zwischen Mitgliedern der Jury und Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt zurückzuführen. Während erstere mehrheitlich den Entwurf der Architekturbüros OS arkitekter und Czyborra Klingbeil (cka) befürwortet haben sollen, soll Frau Kahlfeldt für den Senat keine Empfehlung ausgesprochen haben.

Die LINKE Abgeordnete Katalin Gennburg, Sprecherin für Stadtentwicklung und Bauen, Umwelt und Tourismus der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, kommentiert den Vorgang wie folgt:

„Es ist zu begrüßen, dass sich die Mehrheit der Jury für den deutlich zukunftsweisenderen Entwurf entschieden hat: Flexible Grundrisse ermöglichen unterschiedliche Lebens- und Wohnformen, die Nutzung von Holz als Baustoff spart CO2-Emissionen, Versickerungsflächen und Grünanlagen sorgen für die notwendige Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen. Und obendrauf reduziert der Entwurf auch Erschließungskosten und ermöglicht so ein kostengünstigeres Bauen und Wohnen, sodass das Areal für breite Bevölkerungsschichten zugänglich wird.

Bei der Entwicklung des Molkenmarkts geht es aber nicht um ästhetische Spitzfindigkeiten oder abstrakte Architekturdebatten, sondern ganz praktisch darum, wie das innerstädtische Zentrum entwickelt werden soll: sozial-inklusiv und klimaresilient oder nicht? Die Mitte der Stadt ist für uns kein Ort ist, der dem Luxuswohnen und den Renditeerwartungen privater Investoren vorbehalten ist. Deshalb gilt es hier jegliche Überlegungen zu möglichen Teilprivatisierungen – wie zum Teil auch aus SPD-Kreisen geäußert wurden – zu beenden und stattdessen eine der wenigen im Herzen der Stadt noch verbliebenen Möglichkeiten zur Errichtung von Sozialwohnungen zu nutzen.

Der Molkenmarkt ist ein städtisches Quartier von großer Bedeutung für die Stadt, weshalb dessen Entwicklung auch demokratisch legitimiert sein sollte. Als Stadtentwicklungspolitikerin werde ich mich selbstverständlich konsequent dafür einsetzen, dass die Charta durch das Abgeordnetenhaus beschlossen wird, so wie es uns auch von der Senatsverwaltung im vergangenen Jahr zugesichert wurde. Eine Abkehr von dieser Zusage durch die neue Senatsleitung ist für uns nicht hinnehmbar.

Vor diesem Hintergrund wäre es ein Skandal, wenn Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt entgegen dem Votum der Jurymehrheit eine eindeutige Empfehlung verhindert hat – und das, obwohl in der Auslobung für die zu erarbeitende ‚Charta Molkenmarkt‘ eine Empfehlung als Grundlage klar vorgesehen ist. Das werden sich weder die Abgeordneten, noch die renommierte Fach-Community bieten lassen!“

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