Zügige Entwicklung neuer Stadtquartiere

Katalin Gennburg
Katalin Gennburg

Das Bauen hat Priorität für Die Linke. Mehr noch: Bauen ist wieder politisch. Darum soll es heute gehen. Es gibt also diese gute Botschaft: Berlin baut neu, und es gibt neues Bauen in Berlin.

 Rede als Video

20. Sitzung, 11. Januar 2018

 

Katalin Gennburg (LINKE):

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste!

Das Bauen hat Priorität für Die Linke.

Mehr noch: Bauen ist wieder politisch. Darum soll es heute gehen.

Es gibt also diese gute Botschaft: Berlin baut neu, und es gibt neues Bauen in Berlin.

Was braucht die Stadt, und wie muss bedarfsgerecht gebaut werden? Diese Frage haben wir in der Koalition diskutiert und legen hier und heute Antworten vor, u. a. mit den Leitlinien, die den Forderungen zu den konkreten Bauvorhaben der neuen Stadtquartiere beigefügt sind. Wir haben darin sehr konkret formuliert, welche städtebaulichen Instrumente wir einsetzen wollen, um dieses neue Bauen zu ermöglichen, und was unsere Kriterien für den neuen Städtebau sein sollen. Darin finden Sie z. B. die Forderung, dass die neuen Stadtquartiere, vor allem wenn sie sich auf landeseigenen Grundstücken befinden, in Erbbaurecht vergeben werden sollen, dass Vorkaufsrechtsgebiete ausgewiesen werden sollen, um Bauland für die neuen Quartiere zu aktivieren, und dass das Modell der kooperativen Baulandentwicklung in Anschlag gebracht werden soll, um die Privaten zu beteiligen. Auch finden Sie darin das Thema soziale Infrastruktur und hier das, was wir mantraartig vor uns hertragen: Es kann nicht nur neu gebaut werden, sondern es braucht auch die soziale Infrastruktur, die zu guten Quartieren gehört, und Freiräume für Kultur, für nichtkommerzielle Kultur, Orte, an denen man zusammenkommen und sich ausprobieren kann. All das wollen wir für das neue Bauen, die Leitlinien, die eine Zukunftsfähigkeit herstellen und heute schon diese neuen Siedlungen als sicheren Bestand der Zukunft konstituieren.

Das neue Bauen indes gab es schon einmal, wie Sie wahrscheinlich wissen. Auch damals ging es um soziale und politische Ansprüche an das Wohnen in einer wachsenden Stadt, in einer sich ändernden Gesellschaft. Die Zwanzigerjahre waren Aufbruch, Umbruch, das Bauhaus, die Republikgründung die Moderne, Licht, Luft und Sonne und Wohnen für das Existenzminimum in Würde und gut. Berliner Welterbeklassiker entstanden, u. a. die Hufeisensiedlung. Leider wurde sie verkauft. Wir sollten heute schon verabreden, dass wir die neuen Stadtquartiere niemals verkaufen.

Nun diskutieren wir ja nicht nur über die Verteilung von Mörtel, sondern wir wollen politisieren. Ich habe dazu ein schönes Zitat von Rem Koolhaas, dem weltweit bekannten Architekten, aus einem Text von 1996 mitgebracht, welches sich in der aktuellen „ARCH+“, einer bedeutenden Architekturzeitschrift, befindet – mit der Erlaubnis der Präsidentin zitiere ich –:

Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen, wie die moderne Wissenschaft mit der Instabilität der Welt zurechtkommen und die damit verbundenen Prozesse zu erklären versucht. Wir Architekten müssen wohl die Demut an den Tag legen, uns als Teil einer übergeordneten Entwicklung zu betrachten, als Partikel, die anderen Gesetzen unterworfen sind als denen unserer eigenen Genialität. Ich glaube, es herrscht nach wie vor die völlig unreflektierte und deshalb zutiefst dogmatische Annahme, dass unsere Profession im Interesse der Stabilität operiere und dass Architektur zu den Instrumenten zähle, mittels derer Stabilität bewirkt werden kann. Doch gleichzeitig werden wir immer mehr zu Produzenten von Instabilität, ohne dass wir schon eine Agenda hätten, die definieren würde, wohin uns das führen könnte.

Das von einem Architekten zu hören, weist sehr klar darauf hin, dass wir neu denken müssen, und darum geht es. Wir wollen Kriterien der Angemessenheit, der Verteilungsgerechtigkeit, und deswegen braucht es auch neue Begrifflichkeiten. Der Begriff einer neuen Gründerzeit, wie sie mal als stadtentwicklungspolitische Strategie für Berlin entworfen wurde, trägt genau das nicht. Diese muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden.

Deshalb bauen wir und denken den heutigen und künftigen Bestand mit. Wir wollen Raum zurückgewinnen und sozial umverteilen. Ja, wir wollen umverteilen und sozial regulieren. Wir wollen Verteilungsgerechtigkeit herstellen. Wir wollen neu bauen und einen neuen Städtebau.

Das ist alles nicht einfach, aber wie sagt man so schön: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. – Vielen Dank!

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