Duales Studium

28. Sitzung, 14. Juni

Tobias Schulze (LINKE):

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Konstruktive Vorschläge, sagte der Kollege eben, hätte die CDU hier gemacht. Ich muss sagen, so konstruktiv fand ich die jetzt nicht. Hätten Sie mal einen Blick in den Hochschulvertrag geworfen, hätten Sie gesehen, dass diese Kommission, über die wir gerade gesprochen haben, mit den Hochschulen längst vereinbart ist und dass die Ziele, die Sie in Ihrem Antrag benannt haben, genau als Ziele der Arbeit dieser Kommission auch im Hochschulvertrag genannt worden sind. Ich verstehe nicht, warum Sie jetzt hier einen Antrag dazu einbringen, wenn sich die Hochschulen und die Arbeitgeber und die Tarifpartner – um die geht es nämlich – schon auf eine Vereinbarung geeinigt haben und an die Zielen, die Sie hier benennen, arbeiten wollen.

Und man muss ja noch mal sagen, wer eigentlich duales Studium in Berlin anbietet: Das ist das Spektrum von unseriösen oder halbseriösen Instituten, die – das hat die Kollegin Czyborra gesagt – so was wie Titelverkäufe anbieten und dabei immer noch einen Arbeitgeber mit im Boot haben, bis zu den staatlichen Fachhochschulen, die natürlich seriöse Studiengänge anbieten und ihre Studierenden auch entsprechend betreuen, wenn sie in den Praxisphasen sind. Ich finde, dieses Spektrum der Anbieter haben Sie in Ihrem Antrag überhaupt nicht benannt. Sie müssten mal die Frage beantworten, mit wem Sie denn diese Qualitätskriterien erarbeiten wollen und wer denn Gegenstand Ihrer politischen Zielrichtung ist. Das fehlt leider in dem Antrag. Aus diesem Grund können wir dem auch nicht zustimmen. Und wir müssen uns natürlich auch nicht so einen Antrag vornehmen, um Dinge, die längst im Hochschulvertrag stehen, hier noch mal anbieten zu lassen.

Die Frage Qualität der dualen Studiengänge taucht immer wieder auf. Ich habe auch mit vielen Studierenden gesprochen, die sich wirklich allein gelassen fühlen, die bei den Arbeitgebern verheizt werden und keine Zeit fürs Lernen haben, die die Prüfung nicht vernünftig vorbereiten können, die überhaupt nicht erkennen können, dass das, was sie im Studium machen, irgendwas mit ihrem Praxisteil zu tun hat, wo einfach Arbeitgeber Fachkräfte binden und sagen: Du kriegst von uns Geld und du studierst. Wenn du deinen Abschluss hast, dann arbeitest du bei uns noch länger. – Das sind ja die Vereinbarungen, die da getroffen sind. Ich finde, wir sollten dringend über Qualitätskriterien sprechen. Da hat die CDU recht. Aber der richtige Ort dafür ist diese Kommission, die nach der Sommerpause ihre Arbeit aufnehmen und dann möglichst schnell Ergebnisse zeitigen soll.

Ganz wichtig ist ja, wir brauchen dann konkrete Vereinbarungen, und zwar mit den Anbietern von dualen Studiengängen, die daran interessiert sind, nämlich die seriöseren und natürlich unsere staatlichen Hochschulen. Und diese konkreten Vereinbarungen werden wir dann sicher auch irgendwann in der Hochschulgesetznovelle für die staatlichen Hochschulen festlegen. Das sollten wir schon machen. Und dann können wir den Studierenden in dieser Stadt, die dual studieren wollen, auch was Gutes tun. – Danke schön!