Quereinsteiger*innen besser unterstützen und integrieren (II)

BildungRegina Kittler

32. Sitzung, 18. Oktober 2018

Regina Kittler (LINKE):

Vielen Dank! Sehr geehrte Frau Präsidentin! – Sehr geehrte Damen und Herren! Wir befinden uns – ich habe das hier schon mal gesagt – in einer dramatischen Ausnahmesituation, was den Fachkräftemangel angeht. Das wird auch noch drei bis fünf Jahre so anhalten. Seit 2012 haben wir steigende Schülerinnen- und Schülerzahlen in Berlin. In diesem Jahr waren es 8 000 mehr als im vorherigen, und seit Jahren gehen verstärkt Lehrkräfte in den Ruhestand. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in anderen Bundesländern, und auf diese wurde bundesweit zu spät reagiert. Im Gegenteil: Vor etwa zehn Jahren wurden die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen bundesweit zurückgefahren, und nur Berlin hat bisher mit den neuen Hochschulverträgen die Anzahl der Lehramtsstudienplätze verdoppelt.

In Berlin müssen nun jedes Jahr etwa 3 000 Lehrkräfte eingestellt werden, und das werden wir ohne Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen nicht schaffen. Wir hatten im Schuljahr 2018/19 über 50 Prozent Quereinsteigende, und die kamen mit einer hohen fachlichen Qualifizierung, mit ihrem Master-Abschluss, aber in der Regel fehlt es eben an pädagogischen Qualifizierungen, Kenntnissen in Methodik, Psychologie und natürlich auch Kenntnissen über die Aufgaben von Lehrkräften. Sie wollen mit einem hohen Engagement die Situation in Berlin verbessern und gleichzeitig Lehrende und Lernende sein. Dafür ist Ihnen – ich möchte das an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich sagen –, genau wie ihren Mentorinnen und Mentoren, zu danken!

Aus vielen Gesprächen mit Quereinsteigenden, Personalrätinnen und -räten, Schulleiterinnen und Schulleitern, der GEW und letztlich auch aus der Anhörung, die auf Antrag der Koalition im Bildungsausschuss im November vorigen Jahres stattfand, entstand der heute auf der Tagesordnung stehende Antrag. Im Vorfeld haben wir mit dem laufenden Doppelhaushalt für diesen Antrag Vorsorge getroffen. Um sicherzustellen, dass Quereinsteigende qualifizierten Unterricht leisten können, wurde in ihm ein Qualitätspaket in Höhe von 26 Millionen Euro für 2018 und 33 Millionen Euro für 2019 eingestellt.

Der Senat wird mit dem vorliegenden Antrag aufgefordert zu berichten, welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und welche Schritte im laufenden Schuljahr noch erfolgen werden. Dazu haben wir hier auch die den Quereinsteigenden und uns wichtigen Schwerpunkte benannt, wie den Vorkurs, die Absenkung der Unterrichtsverpflichtung, die enge Begleitung durch die Mentorinnen und Mentoren und das Stipendienprogramm. Die Umsetzung dieser Schwerpunkte ist bereits auf gutem Wege, wie wir in der Beratung im Ausschuss feststellen konnten. Wir fordern aber den Senat darüber hinaus u.a. auf, die Entlastungsstunden für Mentorinnen und Mentoren sicherzustellen, zu erreichen, dass Quereinsteigende nicht ohne absolvierte Qualifizierung in der Schulanfangsphase eingesetzt werden, Hospitationen und Praktika vor dem Quereinstieg zu ermöglichen und eine unangemessene Konzentration von Quereinsteigenden in bestimmten Schulen, insbesondere in schwierigen Lagen bzw. in einigen, wenigen Bezirken zu verhindern.

Es ist uns also wichtig, dass die bereits beschlossenen Maßnahmen auch umgesetzt werden. Wir kommen mit unserem Antrag unserem Auftrag nach, dass auch zu kontrollieren. Eine Evaluation der Maßnahmen und ein guter Draht in die Schulen zu denen, die die jetzige schwierige Situation meistern müssen, wird uns in Zukunft sicher auch vor weitere Aufgaben in diesem Zusammenhang stellen. Für mich findet der jetzige Quereinstieg außerdem in einem Zeitfenster statt, das sich auch wieder schließen muss. Aber die jetzigen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden in der Schule bleiben. Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass sie gute Bedingungen bekommen, damit sie gute Arbeit leisten können. Deshalb bitte ich um Zustimmung zu diesem Antrag.

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