Von Anfang an gut versorgt – für eine gute Geburtshilfe

30. Sitzung, 13. September 2018

Dr. Wolfgang Albers (LINKE):

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Meine Damen, meine Herren! Die Geburtenzahlen in Berlin bewegen sich in den letzten Jahren auf einem mehr oder weniger konstant hohen Niveau. Die Senatsverwaltung für Gesundheit hat darauf mit einem Berliner Aktionsprogramm für eine sichere und gute Geburt reagiert und die Beteiligten und Verantwortlichen an einen Runden Tisch geholt. Ziel dieses Aktionsprogramms ist es, die geburtshilflichen Bedingungen für die Schwangeren in dieser Stadt weiter zu verbessern und überall dort nachzubessern, wo Defizite erkannt werden. Wir haben uns dazu mit Elternvertretern, die am Runden Tisch teilgenommen haben, getroffen, und die haben eingefordert, dass ihre Beteiligung keinen Alibicharakter haben darf, sondern dass auch ihre Belange angemessen berücksichtigt werden müssen. Sie haben uns deshalb zwei klare Aufträge mit auf den Weg gegeben, die in unseren Antrag eingeflossen sind.

Zum einen wünschen die Eltern eine regelmäßige Befragung der Frauen zu ihren individuellen Erfahrungen mit den Angeboten und Bedingungen rund um ihre Geburt. Diesen Wunsch greifen wir nun auf. Zum anderen wünschen sich die Eltern eine Vermittlungsplattform im Internet, auf der sie eine Hebamme in ihrer Nähe suchen und finden können und über die dann auch der Kontakt zur Hebamme ihrer Wahl hergestellt werden kann. Ich habe das hier schon einmal kritisch dargestellt. Obwohl wir vor der Sommerpause eine intensive Diskussion über die Probleme der Frauen bei der Hebammensuche hatten, ist weiterhin nicht einmal ein Drittel der Hebammen, die 2016 eine freiberufliche Tätigkeit angemeldet haben – das waren 1 021 –, auf den bestehenden Internetplattformen „Hebammen in Berlin“ und „Schwanger in Berlin“ gelistet. Da sind 316 bzw. 318 zu finden. Ich habe das gestern selbst noch einmal nachgezählt.

Mittlerweile hat die Lotto-Stiftung dem Hebammenverband – das ist vorhin erwähnt worden – 87 000 Euro bewilligt, mit denen eine weitere Onlinevermittlung eingerichtet werden soll. Das Modell, das dort bewilligt wurde, sieht allerdings vor, dass nicht die Frauen sich die Hebammen aussuchen, sondern dass sich die Frauen quasi auf dieser Hebammenplattform um die Hebamme bewerben müssen und diese sich dann die Frau aussucht. Ich zitiere aus der Modellbeschreibung:

Durch die Hebammenvermittlung erstellt die Hebamme ihr persönliches Suchprofil inklusive Umkreiseinschränkung, und passende Frauen werden vermittelt. Wird eine Betreuung angenommen, kontaktiert die Hebamme die Frau direkt. Wird eine Betreuung nicht angenommen, muss die Hebamme der Frau nicht absagen, sondern ein automatisiertes System erstellt nach einer gewissen Zeit eine Absage-Mail, die auch Informationen dazu enthält, wo die Frau medizinische Hilfe bekommt.

Das kann es nicht sein. Dieses Modell stößt auf massive Kritik von Eltern, und ich muss eingestehen, dass wir da auch in der Lotto-Stiftung offensichtlich gepennt haben. Hier muss in Zusammenarbeit mit den Elternvertretern dringend nachgebessert werden, und die Hebammenverbände sind aufgefordert, ihr Konzept in diesem Sinn kritisch zu überdenken. – Danke!

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