Digitales Planen und Bauen

Katalin Gennburg
StadtentwicklungKatalin Gennburg

54. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin

Kompetenz zum digitalen Planen und Bauen schaffen (Priorität der Fraktion der FDP)

Katalin Gennburg (LINKE):

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, auch auf den Zuschauerrängen! Wir reden heute zum Antrag „Kompetenz zum digitalen Planen und Bauen schaffen“, und ich erinnere mich bei diesem Antrag sehr gerne an die Wochenenden, die ich früher mit meinem Papa verbrachte, wenn wir im digitalen Aufmaß dort also Gebäude aufmaßen. Ich möchte die Zeit jetzt kurz nutzen und ihn herzlich grüßen.

Die FDP-Fraktion – man hat ja selten die Gelegenheit, Herr Förster grüßt immer seine Oma, ich dachte, ich grüße jetzt mal meinen Vater –

[Heiterkeit bei der FDP]

hat einen Antrag gestellt, in dem gefordert wird, die Anwendung von Building-Information-Modeling, kurz BIM, bei Aus- und Weiterbau und auch beim Neubau voranzubringen. Das finden wir gut. Building-Information-Modeling findet nicht nur im Neubau sinnvoll Anwendung, sondern kann auch für die zahlreichen in Berlin vorhandenen Baudenkmale zum Zuge kommen. Gerade für Großbauten aus den Siebzigerjahren, damals futuristische Formen, heute sogenannte schlafende Riesen, die heute in der Sanierung eine Herausforderung darstellen und für andere Zwecke umgenutzt werden müssen, ist Building-Information-Modeling die Lösung, denn Building-Information-Modeling ist eine digitale, virtuelle Darstellung der physikalischen und funktionalen Beschaffenheit und Eigenschaften eines Gebäudes und bietet eine zuverlässige Grundlage für Entscheidungsfindungen und Arbeitsprozesse während des gesamten Lebenszyklus von der Planung über Bau, Betrieb, Erneuerung bis zum Rückbau.

Wir wenden das Building-Information-Modeling bereits oft an. Zum Beispiel kommt es jetzt beim ICC zur Anwendung. Hier, zur Erinnerung, handelt es sich um eines der bedeutendsten Bauwerke der deutschen Nachkriegszeit, das viel Geld gekostet hat, im teuren West-Berliner Baustil und heute als technisch verschlissen gilt. Hier hilft nun das Building-Information-Modeling, um in die hinterste Ecke vorzudringen und die neuen Steckdosen an den richtigen Stellen platzieren zu können, wohl gemerkt, für mehr als 200 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Dieses Beispiel ist nur eine plastische Verdeutlichung der Möglichkeiten von BIM.

BIM kann aber auch noch viel mehr. Ein weiteres Siebzigerjahre-Großprojekt aus Westberliner Zeiten ist aktuell wieder in den Schlagzeilen, der sogenannte Mäusebunker. Die zentralen Tierlaboratorien der FU wurden für 183 Millionen Mark errichtet. So viel waren West-Berlin die Tierversuche damals baulich wert. Aktuell wird kontrovers diskutiert, ob der Denkmalschutz für das skurrile Bauwerk in brutalistischer Bauweise kommen wird. Wir hoffen sehr, dass das passiert. Experten vom Deutschen Architekturmuseum bemühen sich sehr, und es wird darum gerungen. Fest steht, der Bau muss zunächst von Schadstoffen befreit werden, und ein Sanierungskonzept muss her, aber auch da kann Building-Information-Modeling helfen.

Die Schließung von Stoffkreisläufen im Bausektor scheitert ja meist an Bauprodukten, die sich nicht oder nur mit großem Aufwand recyceln lassen. Dies liegt neben den fehlenden Informationen zum Verbleib der jeweiligen Produkte am Ende der Nutzungszeit eines Bauwerks auch an der Vielfalt der im Hochbau eingesetzten Bauprodukte. Das führt zu einer immer größer werdenden Heterogenität von Bauabfällen. Auch hier kann die Inventarisierung über Building-Information-Modeling helfen. In Rück- und Umbaumaßnahmen können künftig die analysierten Daten zur Beurteilung der vorhandenen Stoffe mit den Gebäudedatenmodellen abgeglichen werden.

Zum Schluss ein guter Tipp: Schauen Sie mal beim Futurium vorbei. Da gibt es aktuell eine schöne Ausstellung über Zukunftstechnologien zum Bauen, hier auch vor allem 3-D-Drucker. Auch in Berlin wird ja immer viel über Smart City geredet. Einerseits geht es dann immer um die Frage, wie wir irgendwie technologischen Schnickschnack in der Stadt verbaut bekommen. Ich werbe dafür, dass wir zukünftig noch mehr über digitalen Neubau und auch möglicherweise über ein 3-D-Neubau-Lab für Berlin sprechen. Das könnte in öffentlicher Hand geschaffen werden für vielfältige und kreative Neubauten auf der Grundlage von 3-D-Druckern. Insofern: Wir haben viel zu tun. Packen wir´s an! – Vielen Dank!

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