Keine Geschenke für die Hohenzollern und keine Entlassung aus ihrer historischen Verantwortung!

Zur Einbringung eines Entschließungsantrags der rot-rot-grünen Koalition in der kommenden Plenarsitzung und zur heutige Fotoaktion der Fraktion DIE LINKE im Berliner Abgeordnetenhaus

erklärt deren Sprecherin für Kultur, Regina Kittler:

„Führende Vertreter:innen des sogenannten Hauses Hohenzollern, allen voran der damalige Kronprinz Wilhelm von Preußen, haben nach übereinstimmender Einschätzung von Historiker:innen zum Ende der Weimarer Republik beigetragen und der Machtergreifung und dem Machterhalt des Nationalsozialismus erheblich Vorschub geleistet. Sie haben deshalb weder ein Anrecht auf Rückgabe von Gemälden und Kunstschätzen, zu deren Herkunft zudem noch viel aufzuarbeiten ist, noch auf Entschädigung für diese oder für Immobilien. Abgesehen davon, dass sie ihre Schätze und ihre Schlösser über Jahrhunderte mittels autoritärer Herrschaft und Frondienste ihrer Untertanen erschaffen ließen, haben sie vom deutschen Kolonialismus und letztlich auch an der „Arisierung“, also Enteignung jüdischer Firmen profitiert.

In Berliner Sammlungen und Museen befinden sich viele Kunstschätze aus dem ehemaligen Besitz der Hohenzollern, die durch die UdSSR nach dem 2. Weltkrieg auch aufgrund dieser Vorgeschichte enteignet und später an die DDR zurückgegeben wurden oder bereits in den 20er Jahren durch Kauf in Landesbesitz kamen. Es gibt daher aus unserer Sicht keinen Grund, sich durch die Drohung der Hohenzollern erpressen zu lassen, ihre Leihgaben aus unseren Einrichtungen abzuziehen, wenn es keine außergerichtliche Einigung gäbe. Wir werden nicht verschenken, was der Gesellschaft gehört. Wir lassen eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit durch Einflussnahme auf die Darstellung der Geschichte der Hohenzollern nicht zu. Und wir weisen Versuche, die kritische Berichterstattung darüber zu unterbinden, zurück.  

Am kommenden Donnerstag wird die rot-rot-grüne Koalition deshalb einen Entschließungsantrag zur Sicherung öffentlichen Kulturerbes aus dem ehemaligen Besitz der Hohenzollern einbringen. In diesem erklären wir, dass wir keine Grundlage für Entschädigungsansprüche sehen, eine Offenlegung der Forderungen derer von Preußen wollen, sowie dass das von den Hohenzollern angestrengte Gerichtsverfahren, zügig zu Ende geführt werden sollte.“

Link zum Antrag: https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen//vorgang/d18-3491.pdf