Berlin treibt Neubau voran

Baugenehmigungen 2017 weit über dem Bundestrend

Die Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf eine schriftliche Anfrage von Gaby Gottwald und Katalin Gennburg ergab: Die Baugenehmigungen waren bundesweit in 2017 um 7 Prozent rückläufig. In Berlin betrug der Rückgang nur 0,4 Prozent. Die Genehmigungen von Neubauwohnungen stiegen in Berlin in 2017 um 1,9 Prozent; im Bund fielen diese um 5,1 Prozent. Ohne Berücksichtigung von Wohnheimen hat Berlin in 2017 einen Zuwachs von 13 Prozent bei Genehmigungen von Neubau und Baumaßnahmen in Wohngebäuden; der Bund hatte hier einen Rückgang von 1,9 Prozent zu verzeichnen. Knapp 60.000 genehmigte Wohnungen in Berlin waren Ende 2017 nicht fertiggestellt. Bei rund 30 Prozent des Bauüberhangs lag noch kein Baubeginn vor. Hiervon hatten 7,7 Prozent bereits eine Baugenehmigung aus dem Jahr 2014 oder vorher. Im Bund liegt der Überhang bei 40 Prozent.

Gaby Gottwald kommentiert: "Berlin treibt den Neubau voran und liegt bei den Baugenehmigungen weit über dem Bundesdurchschnitt. Der Boom in der Baubranche führt zu Engpässen und Verzögerungen bei der Fertigstellung von genehmigten Wohnungen. Doch auch hier hat der Bund einen größeren Überhang als Berlin. Wird trotz Genehmigung nicht gebaut, liegt vielfach Bodenspekulation vor. Berlin hat in 2018 die Bauordnung verschärft, um der Spekulation zu begegnen. Alle Daten belegen: Die rüden Angriffe auf die Bausenatorin entbehren jeder sachlichen Grundlage."

Berlin und Bund: Baugenehmigungen im Vergleich

Berlin: Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg haben die Berliner Bauaufsichtsbehörden im Jahr 2017 insgesamt 24 675 Wohnungen in Wohngebäuden genehmigt. Das waren 0,4 % weniger als im Jahr 2016. Von diesen Wohnungen wurden 21.472 Wohnungen als Neubau genehmigt, 1,9 % mehrals im Jahr 2016. Von den als Neubau genehmigten Wohnungen waren 29,0 % als Eigentumswohnungen geplant.
Bund: Bundesweit wurden im Jahr 2017 insgesamt 339.811 Wohnungen in Wohngebäuden genehmigt. Das waren 7,0 % wenigerals im Jahr 2016. Von diesen Wohnungen wurden 300.349 Wohnungen als Neubau genehmigt, 5,1 % weniger als im Jahr 2016. Von den als Neubau genehmigten Wohnungen waren 26,1 % als Eigentumswohnungen geplant.

Berlin:Ohne die Berücksichtigung von Wohnungen in Heimen wurden in Berlin durch Neubau und Baumaßnahmen in Wohngebäuden insgesamt 23.724 Wohnungen genehmigt; gegenüber 2016 mit 20.989 Wohnungen ist dies ein Zuwachs von 13,0 %.
Bund: Ohne die Berücksichtigung von Wohnungen in Heimen wurden bundesweit durch Neubau und Baumaßnahmen in Wohngebäuden insgesamt 321.060 Wohnungen genehmigt; gegenüber 2016 mit 327.259 Wohnungen ist dies ein Rückgang um
1,9 %.

Berlin: In Mehrfamilienhäusern ohne Wohnheime wurden im Jahr 2017 18.999 Wohnungen genehmigt, eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2016 um 14,8 %.
Bund: In Mehrfamilienhäusern ohne Wohnheime wurden im Jahr 2017 172.404 Wohnungen genehmigt, ein geringfügiger Rückgang gegenüber dem Jahr 2016 um -0,2 %. Der Anteil an allen genehmigten Neubauwohnungen beträgt 57,4 %. 112.987 Wohnungen sind in Ein- und Zweifamilienhäusern geplant; ein Rückgang um 4,5 % gegenüber dem Jahr 2016.

Sowohl in Berlin als auch im Bund sind die Genehmigungszahlen in Wohngebäuden im Jahr 2017 gesunken, wobei der Rückgang in Berlin mit nur 0,4 Prozent im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 7,0 Prozent geringer ausfällt. Wird der „Wohnheimeffekt“ herausgerechnet, so ergibt sich in Berlin bei den im Neubau und durch Baumaßnahmen erteilten Baugenehmigungen ein Zuwachs von 13,0 %, im Bundesdurchschnitt ein Rückgang um 1,9 %. Dieser „Wohnheimeffekt“ hat im Bund deutlich stärker durchgeschlagen als in Berlin.

Bauüberhänge: (Differenz zwischen Baugenehmigung und Baufertigstellung):
Berlin: In Berlin waren am 31.12.2017 insgesamt 8 449 Wohngebäude mit 
58.460 Wohnungen genehmigt aber noch nicht fertig gestellt. Bei 1 898 geplanten Wohngebäuden mit 17 351 Wohnungen wurde der Bau noch nicht begonnen. Dies entspricht einem Anteil von rund 30 % aller Wohnungen im Überhang. Darunter sind
62 Wohngebäude mit 1 330 Wohnungen noch nicht begonnen, deren Genehmigung im Jahr 2014 oder vorher erteilt wurde.
Bund: Im Bauüberhang des Bundes befanden sich am 31.12.2017 insgesamt 546.368 Wohnungen in Wohngebäuden. Darunter wurde der Bau von 218.569 Wohnungen noch nicht begonnen bzw. rund 40 Prozent aller Wohnungen im Überhang.