Opferschutz hat Priorität, Täterprogramme wirken nach

Viele Lücken in der Interventionskette gegen Gewalt an Frauen geschlossen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen erklärt die frauenpolitische Sprecherin Evrim Baba:

Justiz und Polizei haben in den vergangenen Jahren viel dazu beigetragen, Lücken in der Interventionskette gegen Gewalt an Frauen zu schließen. Gewaltschutzgesetz und Platzverweis stärken die Rechte der Opfer und zeigen Tätern zunehmend ihre Schranken.

Dennoch besteht weiter großer Handlungsbedarf: Allein im Jahr 2007 wurden von 10.653 Fällen Häuslicher Gewalt bei der Amtsanwaltschaft 8.218 Verfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. Dazu gehören die Beratung der Opfer, die sich nicht selbst zu helfen wissen und die verstärkte Aufnahme von gewalttätigen Männern in Kurse zum Verhaltenstraining.

Hier braucht es Weisungsregelungen im Gesetz zur Stärkung der Täterverantwortung, das gegenwärtig im Bundestag zur Debatte steht. Täterprogramme sind oftmals erfolgversprechender als die im Einzelfall in Betracht kommende Auferlegung einer Geldbuße oder die Verurteilung zu einer Geldstrafe, weil der Täter nachhaltig gezwungen wird, sich mit seiner Tat auseinanderzusetzen und die Verantwortung hierfür zu übernehmen.

In Berlin gibt es Beratungsprojekte, die über langjährige Erfahrungen in der psychosozialen Täterarbeit verfügen und die wissenschaftlich begründeten Qualitätsstandards erfüllen. Darüber hinaus arbeitet in der Berliner Interventionszentrale gegen Häusliche Gewalt ein Koordinator für Täterarbeit, um diese effektiver in die Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen zu integrieren und die opferschützenden mit den täterorientierten Maßnahmen abzustimmen.