Schule zu sicherem Arbeits- und Lernort machen

Regina KittlerBildung

81. Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses, 17. Juni 2021

Zu "Hausaufgabenheft für die Berliner Bildungsverwaltung" Priorität der Fraktion der FDP

Regina Kittler (LINKE):

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Fresdorf!

Ja, wir müssen darüber diskutieren, wie es in der Bildung mit Corona, nach Corona weitergeht. Dabei ist eigentlich erst mal die Frage zu beantworten: Geht es nur um Lernrückstände oder eine Aufholjagd? Geht es nur um Kontrollen, Tests und darum, ein Zeugnis erteilen zu können? Oder um was muss es eigentlich gehen? – Es geht um Lernzeit, nicht um Testzeit. Es geht um Schule als sozialen Raum. Dabei stelle ich auch die Frage: Was muss der Bildungssenat jetzt leisten?

Zum einen muss alles dafür getan werden, dass für alle Lehrenden und Lernenden die Schule ein sicherer Arbeits- und Lernort wird. Um ein Wiederaufflammen von Corona zu verhindern, müssen den Beschäftigten und den Schülerinnen und Schülern bis zur möglichen Durchimpfung Masken, Händedesinfektionsmittel und Covid-Tests in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Das muss vorbereitet werden. Natürlich müssen auch zusätzlich ergriffene Maßnahmen, wie z. B. die tagesaktuelle Reinigung, beibehalten werden. Zusätzlich müssen mobile oder feste Luftfilteranlagen – völlig richtig – zur Grundausstattung jeder Schule gehören. Dazu haben wir ja jetzt auch ein Bundesprogramm, das das noch ergänzen wird.

Für alle Beschäftigten ist konsequent und zügig ein Impfschutz sicherzustellen. Für alle Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten, ist bei Bedarf eine gute Beratung im Vorfeld zu ermöglichen, und Schülerinnen und Schülern ab dem 12. Lebensjahr und ihren Eltern soll über Impfbusse ein Impfangebot an Schulen gemacht werden – das ist jedenfalls meine Meinung –, und, sobald möglich, auch für jüngere Kinder.

Schülerinnen und Schüler und das pädagogische Personal brauchen vor allem auch im nächsten Jahr Zeit; Zeit, um zu lernen, zu wiederholen, zu üben, Zeit für Projekte und individuelle Förderung. Deshalb sind Mindeststandards aus dem gemeinsamen Rahmenlehrplan für jedes Fach und jeden Jahrgang, die im laufenden und kommenden Schuljahr erreicht werden müssen, durch den Senat festzulegen. Nur auf dieser Grundlage können nämlich Lehrkräfte und ihre Gremien entsprechend ihrer individuellen Situation die schulinternen Curricula überarbeiten und ein angepasstes Nachholen und Fördern – selbstverständlich für alle, Herr Stettner – planen.

Je nach Situation sollten dafür aber bis zu zwei Jahre Zeit gelassen werden. Einen ersten richtigen Schritt in diese Richtung geht der Senat jetzt gerade mit der Definition der Ziele der Abschlussklassen. Für einen erfolgreichen Unterricht und ergänzende Förderung und Betreuung brauchen die Schulen ein personelles Unterstützungs­system. Daher sind zusätzliche Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher und weiteres Personal nicht nur für zwei Jahre begrenzt, sondern langfristig einzustellen. Das ist auch ein Gebot der vielen zusätzlichen Aufgaben der Beschäftigten, des mangelhaften Fachkräftereservoirs und zu erwartender Pensionierungen von Fachkräften.

Für dauerhafte und temporäre Projekte im Rahmen des Ganztags sollten Künstlerinnen und Künstlern und außerschulischen Bildungs- und Freizeitpartnern, wie z. B. Sportvereinen, Bibliotheken, Theatern, Museen, Galerien und Gedenkorten Möglichkeiten geboten werden, innerhalb und außerhalb von Schulen mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Außerschulische Lernorte sind zu erhalten und zu stärken. Aus ihrer Mitte sollte auch verstärkt unterstützendes Personal gewonnen werden. Für alle Lehramtsstudierenden im Master muss die Möglichkeit geschaffen werden, die Schulen personell zu unterstützen, und die dort geleistete Arbeit muss für das Praxissemester angerechnet werden. Das wäre auch eine Motivation für viele.

Beim Ausbau der IT-Infrastruktur sind wir uns völlig einig, was da zu tun ist. Aber auch hier hat der Senat die Möglichkeit ergriffen, mobiles WLAN für alle Unterrichtsräume zur Verfügung zu stellen. Das ist noch nicht in vollem Umfang gelungen, aber ein sehr guter Anfang. Das im digitalen Lernen Erreichte muss auch gesichert und ausgebaut werden, völlig richtig. Lernplattformen sind auszubauen. Für diese brauchen wir mehr Personal. Zusätzlich sind ständig die Positivlisten zu erneuern und zu vervollständigen. Es braucht auch eine Fort- und Weiterbildungskampagne für digitales Lehren durch das LISUM, die regionalen Fortbildungsstellen, auch in Zusammenarbeit mit den Hochschulen und Universitäten.

Nicht zuletzt möchte ich dafür werben, dass auch im nächsten Schuljahr eine deutliche Reduzierung von Klassenarbeiten, Klausuren und auch von PISA- oder VERA-Tests o. Ä. erfolgt. Zum Antrag an sich hat ansonsten Maja Lasić alles gesagt. – Vielen Dank!

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