Die Zukunft der öffentlichen Bibliotheken in Berlin
Fachtagung
Am 5. März versammelten sich im Abgeordnetenhaus auf Einladung von Regina Kittler, kultur- und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, an die 100 Interessierten zu einer Fachtagung zur Zukunft der Öffentlichen Bibliotheken.
SPD, LINKE und Bündnis 90/Die Grünen haben sich in der Koalitionsvereinbarung verpflichtet, die öffentlichen Bibliotheken zukunftsfähig zu gestalten. Sie sind die meistgenutzten Kultureinrichtungen der Stadt. Unkenrufen zum Trotz behaupten sie sich nicht nur im digitalen Zeitalter, sondern erhalten durch IT-gestützte neue Formen und Wege der Informations- und Wissensvermittlung einen noch größeren Stellenwert. Zum Einstieg in die Diskussion hatte sich Regina Kittler ausgewiesene Expertinnen und Experten an ihre Seite geholt. [Einladung]
Die Impulsreferate begannen mit einem Rückblick über die vergangenen 20 Jahre, widmeten sich dann aktuellen Fragestellungen, unter anderem auch dem Bestandsmanagement und der Neubeschaffung von Medien sowie mit den Aufgaben und neuen Herausforderungen an Bibliotheken.
In der anschließenden Diskussion wurden die Probleme zusammengetragen, die über kurz und lang zu lösen sind. Die neuen Herausforderungen ergeben sich nicht nur aus den Möglichkeiten der Digitalisierung und der Notwendigkeit, hierbei Schritt zu halten, sondern gleichermaßen aus der wachsenden Stadt und zunehmender Diversifizierung von Nutzer*innenbedürfnissen.
Ob und wie sich die zentrale Medienbeschaffung bewährt, wird sich zeigen. Der Anbieter Hugendubel Fachinformation wurde in einem ordentlichen Vergabeverfahren ausgewählt. Für den über drei Jahre laufenden Vertrag ist eine Evaluation vorgesehen, nach der neu entschieden werden soll.
Viel mehr noch muss in den Blick genommen werden, wie sich Berufsbild und Arbeitsanforderungen an Bibliothekar*innen mit dem Einzug moderner Technik und neuartiger Organisationsabläufe verändern. Zunehmend sind ausgeprägte interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse gefragt. Es muss abgewogen werden, ob mehr WLAN-fähige Arbeitsplätze oder große Freihandbereiche Priorität haben sollen. In den Fokus der Betrachtung gehört auch das Verhältnis von digitalen zu traditionellen Medien. Auch erkennt die Linksfraktion die Aufgabe, schnell für eine gerechte Bezahlung von Bibliotheksmitarbeiter*innen entsprechend ihrer Qualifikation zu sorgen. Zu klären ist auch, welche Öffnungszeiten einzelne Nutzer*innengruppen brauchen und bevorzugen und wie diese personell abzusichern sind. Welchen Raum bieten Bibliotheken für Begegnungen? Können Kinder hier in Ruhe ihre Schularbeiten erledigen? Wie werden Lese- und Medienkompetenz gefördert? Welche guten Erfahrungen lassen sich auswerten und verallgemeinern, wie lassen sich kiezbezogen oder zielgruppengenau besondere Angebote realisieren?
Das sind nur einige der Hinweise und Fragen, die von den fach- und sachkundigen Teilnehmer*innen der Fachtagung in die Diskussion eingebracht wurden. Den Anwesenden war klar, dass noch viele Aspekte der Bibliotheksentwicklung genauer betrachtet werden müssen, und vor allem, dass es bestimmter finanzieller, technischer und räumlicher Grundvoraussetzungen bedarf, um den Herausforderungen an moderne Bibliotheken gerecht zu werden. Gut ausgestattete Bibliotheken, frei von Konsumzwang und mit kostenfreiem Zugang zum Internet gehören zur Daseinsvorsorge.
Regina Kittler kündigte einen parlamentarischen Antrag zur Entwicklung eines Bibliothekskonzeptes für Berlin an.