Gute Arbeit in den Berliner Bibliotheken
Am 2. Juli 2018 fand auf Einladung von Regina Kittler, kultur- und bildungspolitische Sprecherin, die zweite Veranstaltung der Linksfraktion zur Zukunft der Berliner Bibliotheken statt (Einladung herunterladen). Dieses Mal standen die Arbeitsbedingungen im Mittelpunkt, ein Thema, das den Beschäftigten und den Bibliotheksleiter*innen auf den Nägeln brennt.
Mit den sich verändernden Ansprüchen an Bibliotheken sind die Aufgaben der Beschäftigten gewachsen, sie sind vielseitiger und anspruchsvoller geworden. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Sparhaushalte vieler auseinanderfolgender Jahre in den Bibliotheken einen drastischen Personalabbau zur Folge hatten. Arbeitsverdichtung und Mehrbelastung sind das Ergebnis. Zudem wirken noch immer Unterschiede von Ost und West bei Personalausstattung, Qualifikationsniveau und Vergütung nach.
Wie es konkret um die personelle Ausstattung der öffentlichen Bibliotheken in den Bezirken bestellt ist, kann der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Anfrage (pdf) von Regina Kittler entnommen werden. In den Bezirksbibliotheken gilt der Tarifvertrag der Länder mit seinen Eingruppierungen im Bibliothekenbereich. Vor welchen Herausforderungen die Bibliotheken in der nahen Zukunft stehen und wie es um die konkreten Arbeitsanforderungen und Arbeitsbedingungen bestellt ist, wurde von den eingeladenen Sachkundigen in klaren Worten und auf die wesentlichen Punkte konzentriert vorgetragen.
- Die Landesvorsitzende des dbv, Christiane Hoff, umriss konkret auf Berlin bezogen, die sich verändernden Anforderungen an Bibliotheken im 21. Jahrhundert. (Power-Point-Präsentation herunterladen, Redemanuskript herunterladen.)
- Sehr eindrücklich informierte die Fachangestellte Jana Hauschulz über die beispielhaften Angebote der Bibliothek in Aarhus (Dänemark).
- Danilo Vetter, Leiter der Pankower Bibliotheken verwies unter anderem auf den Widerspruch, dass hochmotivierte und gut ausgebildete Beschäftigte gern neue Aufgaben übernehmen, die eine hohe Qualifikation erfordern, sie aber nicht adäquat bezahlt werden.
- Jana Seppelt, ver.di-Gewerkschaftssekretärin, forderte unter anderem die längst überfällige Verbesserung der tariflichen Vereinbarungen.
- Sabine Wolf, Ausbildungsleiterin in Mitte, schilderte ihre Erfahrungen in der Praxis und die verschiedenen Kompetenzen, die in der Ausbildung vermittelt werden.
- Christina Kleinschmitt von der Berufsschule-Louise Schroeder erläuterte die im Vergleich zu früher veränderten Ausbildungsinhalte für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMIs).
- Prof. Vivien Petras schilderte die Ausbildungs- und Weiterbildungsinhalte am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, die sich an den Anforderungen der Informationsgesellschaft orientieren.
- Dr. Torsten Wöhlert stellte in seinem Statement die Pläne zur Bibliotheksentwicklung vor. Noch vor dem neuen Doppelhaushalt sollen konzeptionellen Überlegungen abgeschlossen sein, in dem Zusammenhang werde auch über die Erarbeitung eines Bibliotheksgesetzes zu entscheiden sein. Antrag: Entwicklung eines Bibliothekskonzepts für Berlin (pdf).
In der sich anschließenden Diskussion wurde ganz besonders hervorgehoben, dass die Berliner Bibliotheken mit ihren Beschäftigten schon längst auf dem Weg in die Zukunft sind, dass es aber an verbindlichen Rahmenbedingungen, finanziellen und technischen Voraussetzungen und vielfach auch an Wertschätzung für die Arbeit in den Bibliotheken fehle.
Für Regina Kittler ist klar, welchen Stellenwert Bibliotheken für das Gemeinwesen haben und dass zugleich mit den zu verbessernden Rahmenbedingungen auch die Vergütungsfrage angegangen werden muss. Natürlich braucht Berlin den neuen ZLB-Bau, natürlich werden mehr Bibliotheksflächen für Arbeitsplätze und Kommunikation gebraucht, natürlich müssen technische Infrastruktur und Medienausstattung (digital und analog) auf neuestem Stand sein – aber es geht auch nicht ohne eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die anspruchsvolle Arbeit, die in den Bibliotheken geleistet werden, muss adäquat bezahlt werden. Dazu sollten alle schon bestehenden Möglichkeiten in den Bezirken genutzt werden. Und das Land Berlin muss sich in der Tarifgemeinschaft der Länder dafür stark machen, dass die Vergütungsregelungen geändert werden.