Die Ausbildungsplatzumlage ist überfällig, die Kritik der IHK ist nicht seriös
Das Abgeordnetenhaus berät morgen in erster Lesung über den Gesetzentwurf für die Einrichtung eines Ausbildungsförderungsfonds (Ausbildungsplatzumlage) in Berlin. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) und andere Wirtschaftsverbände übten im Vorfeld erneut Kritik.
Die Berliner Unternehmen sind seit Jahren Schlusslicht bei der Ausbildung. Nur 39 Prozent haben eine Ausbildungsberechtigung, davon bilden nur die Hälfte aus. Viele scheuen die Einstellung von Auszubildenden auch aus Kostengründen. Werden die Unternehmen über die Umlage von diesen Kosten entlastet, können sie mehr Ausbildungsplätze anbieten. In allen Branchen, in denen eine Ausbildungsumlage eingeführt worden ist, ist die Ausbildungsquote gestiegen.
Dazu erklärt der arbeitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus Damiano Valgolio:
„Wenn man Falsches permanent wiederholt, wird es dadurch nicht wahr. Die Ausbildungsplatzumlage ist kein Bürokratiemonster und erzeugt auch keine immensen Kosten, wie die IHK immer wieder behauptet. Das Umlageverfahren im vorliegenden Gesetzentwurf ist einfach und unkompliziert. Selbst die Anmeldung eines einzigen Dienstfahrzeuges ist für ein Unternehmen aufwendiger als die jährliche Abführung der Umlage. Zudem werden die Verwaltungskosten vom Land Berlin getragen, die eingenommenen Umlagemittel werden vollständig an die Ausbildungsbetriebe weitergegeben.
Statt gegen die solidarische Ausbildungsplatzumlage zu wettern, sollten die Wirtschaftsverbände in ihren Mitgliedsunternehmen für eine gute Ausbildungsqualität sorgen. Die Ausbildungszufriedenheit ist laut dem Ausbildungsreport der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg zwischen 2012 und 2024 von branchenübergreifend 78 auf 69 Prozent gesunken. Darin dürften auch Gründe für die extrem hohe Abbrecherquote zu finden sein. Das vergisst die IHK zu erwähnen. Durch die Umlage wird sichergestellt, dass die Unternehmen ihrer Verantwortung für die duale Ausbildung und für die Zukunftsperspektive der jungen Menschen gerecht wird.
Dass die Umlage, wie wir sie vor Jahren schon vorgeschlagen haben, jetzt endlich kommen soll, begrüßen wir. Ärgerlich ist, dass durch die Verzögerungstaktik der Koalition mehrere Jahre verloren gegangen sind und die Umlage erst ab 2028 greifen soll.
Berlin braucht dringend gut ausgebildete Fachkräfte, und die jungen Menschen brauchen eine Zukunftsperspektive und eine ausreichende Bezahlung, damit sie es sich bei den weiter steigenden Kosten leisten können, in ihrer Stadt ein eigenes Leben aufzubauen.“

