Bildungsintegration Geflüchteter voranbringen

Franziska Brychcy
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50. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin, 28. November 2019

Zu "Bildungsintegration Geflüchteter voranbringen – OSZ als Lernorte stärken" (Priorität der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Drucksache 18/2257

Franziska Brychcy (LINKE):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Tabor! Außer Rufen nach Abschiebung und Ressentiments haben Sie hier keinen eigenen bildungspolitischen Vorschlag zu den OSZ unterbreitet. Das ist wirklich arm.

Für den Bildungserfolg junger Geflüchteter ist eine gute Begleitung in Ausbildung, eine passgenaue Sprachförderung und ein sicherer Aufenthaltsstatus von entscheidender Wichtigkeit. Mit unserem Antrag wollen wir bestehende Ansätze zur Bildungsintegration weiterentwickeln und unterbreiten mehrere Vorschläge, die ich in drei Punkten kurz erläutern möchte.

Erstens: Der Schulversuch der Integrierten Berufsausbildungsvorbereitung – IBA – und die Übernahme jetzt als Regelbildungsgang seit diesem Schuljahr hat sich wirklich als Erfolgsmodell erwiesen. IBA richtet sich nicht nur an Geflüchtete – aber auch –, die an unseren Oberstufenzentren sind. Vor allem die individuelle Betreuung durch die enge Bildungsgangbegleitung ist eine wichtige Gelingensbedingung, die eine gute, zusätzliche pädagogische Struktur bietet und somit auch die Lehrkräfte an den OSZ etwas entlastet.

Die langen betrieblichen Praktikumsphasen im Bildungsgang IBA führen offenbar zum Erfolg. Die Ergebnisse der direkten Übergänge in duale Ausbildung von ca. 25 Prozent können sich im Vergleich mit dem alten BQL-Bildungsgang wirklich sehen lassen. Dennoch gibt es auch bei IBA noch Punkte, die verbessert werden könnten, zum einen bezüglich einer besseren Berufsorientierung vor der Entscheidung für ein bestimmtes Berufsfeld und zum anderen bezüglich der Anlage von IBA auf zwei Jahre in den Fällen, in denen von vornherein klar ist, dass ein junger Mensch den Bildungsgang nicht in einem Jahr absolvieren kann, zum Beispiel, wenn ein sonderpädagogischer Förderbedarf vorliegt. Hier müssen wir über Nachbesserungen diskutieren.

Mit der Etablierung von IBA als Regelbildungsgang muss es uns außerdem gelingen, die vorhergesehenen Stellen der Bildungsgangbegleitung, die wir eingestellt haben, zu besetzen und ausreichend Praxisplätze in den Betrieben zur Verfügung zu stellen. Aber insgesamt sind wir mit IBA auf einem wirklich guten Weg in der Berufsvorbereitung in Berlin. Hier bieten sich mithilfe der Betriebe reale Chancen für den Übergang in die duale Ausbildung, und das ist gut für die Jugendlichen und die Betriebe.

Zweitens: Bezüglich der Sprachförderung muss leider festgestellt werden, dass sich die Erwartungen an die BAMF-Kurse überhaupt nicht erfüllt haben. Nur ein Bruchteil der von den OSZs beantragten Kurse wurden überhaupt genehmigt. Längst nicht alle Sprachniveaus können durch die Kurse abgedeckt werden, sodass das Land Berlin eigene Sprachkursangebote an den OSZs einrichtet, damit der Bedarf überhaupt gedeckt werden kann. Gerade die Sprachkompetenz ist oft die größte Hürde in der schulischen Prüfung in einer sich anschließenden dualen Ausbildung, die durch berufsfachsprachliche Kurse natürlich viel besser genommen werden kann.

Drittens: Ein sicherer Aufenthaltsstatus ist eine Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Absolvieren eines Bildungsgangs – jedes Bildungsgangs. Leider berechtigt derzeit nur das Absolvieren einer dualen Ausbildung oder das letzte Jahr vor einem Schulabschluss zu einer Ausbildungsduldung, nicht aber berufsvorbereitende Bildungsgänge. Die Koalition strebt nun an, die integrierte Berufsausbildungsvorbereitung IBA wegen der sehr guten Übergangsquoten in die duale Ausbildung ebenfalls aufzunehmen, um Geflüchteten eine verlässliche Bleibeperspektive zu geben. Leider habe ich es als Mitglied des Petitionsausschusses auch schon erlebt, dass junge Geflüchtete keine Ausbildungsduldung erhalten haben und sie entweder aus- und erneut wieder einreisen mussten, um eine Pflegeausbildung zu beginnen, oder aber abschiebungsvorbereitende Maßnahmen eingeleitet wurden, wo einfach die Akte von einer Abteilung in der Ausländerbehörde in eine andere gewandert ist, und trotz guter schulischer Noten und einer Ausbildungsplatzzusage des Unternehmens keine Ausbildungsduldung erteilt wurde. Das ist unangemessen und unmenschlich.

Wir als R2G werden uns dafür einsetzen, dass möglichst viele junge Geflüchtete hier bei uns in Berlin die Chance auf eine Ausbildung und damit eine Bildungsperspektive erhalten. – Danke!

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